Rückblicke und Aussichten

Der Aktuelle und der Alte (zufällig Parkplatznachbarn am Gendarmenmarkt)
Der Aktuelle und der Alte (zufällig Parkplatznachbarn am Gendarmenmarkt)

Die Vergangenheit,…

Ende der 70er Jahre fuhr ich einen BMW 2000 mit 100 PS, Baujahr 1972. Der 4-Zylinder Vergasermotor verbrauchte im Durchschnitt so ziemlich genau 11,3 Liter Superbenzin und schaffte mit Anlauf ca. 170km/h. Bei kaltem Motor zog man zur Gemischanreicherung den „Schock“.

Einen Katalysator, Airbags, ABS, elektrische Fensterheber oder so einen Schnickschnack gab es natürlich noch nicht. Dafür wog der Viertürer aber auch nur 1.150kg. Mit etwa 10 DM (umgerechnet €5,11) kam man so ungefähr 100km weit.

…heute…

Mein aktuelles Auto ist Baujahr 2009, hat fast das doppelte Gewicht und weiß selbst am besten, wieviel Sprit, Luft, Strom oder sonstwas es gerade braucht. Der Sechzylinder hat Hilfe von zwei E-Motoren, die alle drei zusammen über 270 PS leisten können. Auf den letzten 12.000km habe ich durchschnittlich 11,0 Liter je 100km verbraucht und bin manchmal über 200km/h schnell gewesen.
Mit €5,11 in der Tasche brauche ich nun wirklich nicht auf die Tankstelle zu fahren. Um 100km voran zu kommen, ist im Normalfall heute etwa der dreifache Betrag nötig.

In den 37 Jahren, die zwischen den beiden Fahrzeugen liegen, wurde also der Verbrauch gehalten, obwohl sich das Gewicht verdoppelt und die Leistung – wie auch der Geldbetrag für den Treibstoff – fast verdreifacht haben.

Das könnte man als Fortschritt sehen. Doch worin besteht der eigentlich? Ich würde mit beiden Autos nach Hannover immer noch zwischen 2 und 3 Stunden fahren, je nach Verkehr und Witterung. (Ok, mit den Kontrollen an der Grenze und Tempo 100, dauerte das früher schon länger.)
Wenn ich will, können noch immer vier Leute und ihr Gepäck in meinem Auto mitfahren. Und ich kann sogar dieselbe Musik hören und habe denselben Spaß dabei.

Selbst eine ähnliche Menge persönlicher Arbeit wäre nötig, um in etwa das Geld für 100 km Fahrt aufzutreiben. Als Aushilfe im Supermarkt habe ich 1975 als Schüler 4,50 DM pro Stunde verdient, wenn ich mich recht erinnere. Für einen ähnlichen Job sollte man heute auch (noch) so um die €6 bis €7 bekommen.

Also so ein richtiger Fortschritt ist das unter diesen Aspekten wohl nicht.

…und die Zukunft!

Mein nächstes Auto wird Baujahr 2014 sein. Es wird zwar nur 85 PS haben und höchstens 135 km/h schnell fahren, aber dafür wird es überhaupt keinen Sprit verbrauchen. Es wird mich zwar derzeit nicht nach Hannover bringen, aber ich war ja auch schon mal dort. Und so toll ist Hannover nun auch wieder nicht, dass ich da so schnell wieder hin muss.

Mit Strom für etwa €5 komme ich 100 km weit, es gibt keinen Ölwechsel mehr und keinen kaputten Auspuff. Ich kann Musik, gerne auch von 1975, direkt von meinem Smartphone aus über die Soundanlage abspielen. Das Fahren ist so leise, wie es nur geht und macht extrem viel Spaß.

Und ich kann theoretisch sogar meine Antriebsenergie selbst gewinnen. Immerhin kann ich entscheiden, dass sie aus erneuerbaren Quellen stammen soll. Nicht aus einem Rohstoff, der nicht mehr nachwächst und beim Verbrennen Schadstoffe hinterlässt.

Und das nenne ich nun mal echt einen Fortschritt. Ich freue mich drauf!

Update im September 2018

Beinahe 5 Jahre später fahre ich schon die zweite ZOE. Sie hat jetzt die doppelte Reichweite, obwohl der neue Akku nicht größer und kaum schwerer ist. Nun komme zwar ich nach Hannover, ohne zwischendurch aufzuladen, muss dort aber dann auch zweieinhalb Stunden bleiben, bevor es zurück gehen kann.

Na ja, das Leben ist halt kein Ponyhof…

Strom ist blau – ZOE ZE40 am Gendarmenmarkt in Berlin

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